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Strassenhunde - immer eine Pfote breit vom Tod entfernt

Autorenbild: Ye-Soon und HorstYe-Soon und Horst

Eines der unrühmlichsten und erschreckendsten Kapitel in Thailand sind die weitgehend wild und verwahrlost lebenden Strassenhunde. Hier werden sie auch Soi Dogs genannt - Soi ist das Thailändische Wort für Strasse. Aber das beschreibt nur annähernd, was sie wirklich sind. Diese Hunde kämpfen täglich ums Überleben im wahrsten Sinne, denn die meisten Thais haben kein Auge für das Elend dieser Tiere. Im Gegensatz zu den allgegenwärtigen Haus- und Hofhunden in Thailand werden diese Hunde oft schon in einem Strassengraben geboren, und ab diesem Tag beginnt ihr unwürdiges Leben am untersten Limit. Sie lernen schnell, wie man überlebt und meist rotten sie sich auch in Gruppen zusammen, wo sie halb verwildert auf Müllplätzen oder in Hafennähe nach fressbaren Abfällen suchen. Viele lungern auch resigniert einfach am Strassenrand und warten auf eine milde Essensgabe - oder offensichtlich einfach auf den Tod. Dieser kommt viel zu oft auch unerwartet schnell in Form von Autos und Motorrollern, die den Hunden auf der Strasse nicht ausweichen, sondern selbst nach einem Zusammenstoss ohne sich zu kümmern weiter fahren. Wie dies mit einem tief verwurzelten Buddhismus und der Lehre vom Respekt vor allem Leben zusammenpasst, ist mir eines der grossen Rätsel in diesem Land. Wir haben inzwischen so einiges gesehen dort, was wir so nicht fassen können. Selbst bei einer Hausbesichtigung hat eine Bedienstete einen in der Sonne liegend dösenden Haushund mit voller Wucht getreten, als wir das Grundstück betreten haben. Unseren anschliessenden verbalen Aufstand deswegen konnte die Frau gar nicht begreifen..sie hat nur gelächelt, als wir sie wegen der Misshandlung des Hundes zur Rede stellten. Die blöden Farangs - was wissen die schon von Hunden. Genug wissen wir, um ganz sicher zu sein, dass ein Hund ebenso wenig getreten oder misshandelt wird wie ein Mensch oder anderes Lebewesen! Am Schicksal der Strassenhunde und der damit verbundenen Tatsache, dass es diese überhaupt gibt, hat nur der Mensch seinen Beitrag geleistet bzw. verweigert. Zu tausenden spielen sich an den Strassenrändern in Thailand jeden Tag wirkliche Dramen ab. Aber zum Glück gibt es auch hier Menschen, die nicht zusehen und sich mit dieser Situation abfinden. So wurden einige private Hilfsorganisationen gegründet, die durch Sponsoren finanziert werden und in ganz Thailand verteilt das Elend der Hunde ein wenig mildern. Kranke und verletzte Hunde werden eingesammelt und in Tierspitälern versorgt. Danach geht es in Auffangstationen dieser Organisationen oder in die Vermittlung zu Privatpersonen. Es ist für einen nach Unfall querschnittgelähmten und inkontinenten Hund nicht ganz einfach, eine solche Situation überhaupt lebend durchzustehen und seine traumatischen Erlebnisse mit uns Menschen zu verarbeiten. Und danach ist es erst recht noch schwierig, eine liebevolle Adoptionsfamilie zu finden. Wer will schon einen Hund, der seine Beine in einer Art Rollstuhl hinter sich herzieht und Windeln tragen muss....


Ein ganz besonderer Hunde-Engel, der mittlerweile 60 Strassenhunde und 40 Katzen privat bei sich aufpäppelt und versorgt, ist Adrian Giorgiu in Pattaya. Er hat vor Jahren aus einer Notfall-Situation heraus, wo ein Hund von einem Auto überfahren und liegen gelassen wurde, sein ganzes Leben umgekrempelt und in die Dienste der Hunde gestellt. Inzwischen kümmert er sich Vollzeit um seine kranken oder behinderten Schützlinge, und täglich werden neue Patienten bei ihm abgegeben. Er ist inzwischen in der Stadt bekannt wie ein sprichwörtlich bunter Hund, denn er fährt im Seitenwagen seines Rollers immer mit einem Teil der Hunde-Gang einkaufen und Spenden sammeln. Die medizinische Versorgung und Verpflegung der Hunde verschlingt Unsummen, und Adrian kann dies längst nicht mehr aus eigenen Mitteln stemmen. Ohne Futter- und Geldspenden wäre sein Tier-Refugium längst untergegangen. Jeden Monat muss Adrian mühsam um Geld und Futter für die Tiere bitten, jede OP braucht einen Sponsor. Dabei lebt Adrian selbst in bescheidenen Verhältnissen. Überall im und um das Haus wuseln Hunde und Katzen. Für Freizeit oder ein eigenes Leben hat Adrian gar keine Zeit mehr...und er scheint dabei doch den Weg seiner Seele zu gehen. Alles dreht sich um die Tiere und alle sind offensichtlich glücklich dabei. Einen halbtoten Hund wieder aufzupäppeln und liebevoll zu versorgen, sich Zeit für ihn zu nehmen und ihm wieder das Vertrauen in die Menschen zurückzugeben ist eine Gabe. Gedankt wird es ihm lediglich mit einem Tier, das wieder oder gar erstmals Liebe und Zuneigung erfahren darf - und dies in gleichem Mass zurückgibt. Ein Kalender oder Ferienplan existiert für solche Menschen einfach nicht, sondern die Notwendigkeit und die Bedürfnisse anderer. Was uns wichtig ist, ist ihnen lächerlich unbedeutend. Was können wir noch alles lernen!


Wir unterstützen Adrian inzwischen bei seinen Aktivitäten und wollen ihn in jedem Fall im Frühjahr nach dem Umzug in Pattaya besuchen. Wenn auch Ihr mal einen Fünfziger übrig habt für solche Tiere und Menschen - wir nennen sehr gerne die Kontaktdaten für Adrian und die Soi Dog Foundation. Danke fürs Lesen - Fortsetzung folgt.


Fotos: Adrian Giorgiu und Soi Dog Foundation


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